Kapitel 5

Jedes Viertel braucht seinen Dorfplatz

 

 

Wir stehen für ein grünes Bergedorf der kurzen Wege. Dazu soll jede*r Bergedorfer*in die Möglichkeit haben, Einkaufsgelegenheiten sowie Angebote der Freizeitgestaltung und der Naherholung innerhalb von fünfzehn Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zu erreichen. So mancher historische Ortskern lässt heute Orte des Zusammenkommens vermissen, manch neues Quartier braucht erst noch neue Orte der Identifikation. Ein grüneres Zentrum soll die Lebendigkeit des Stadtteils erhöhen, indem es zum Aufenthalt und Austausch einlädt und die Identifikation mit dem Stadtteil stärkt.

Wir wollen zudem den Wandel der Innenstädte aktiv gestalten. Dafür müssen wir die Stadtgestaltung neu denken. Eine Belebung durch Wohnen, Arbeiten, Kultur, Gastronomie und Freizeitaktivitäten bietet neue Chancen, die Fußgängerzonen weiterhin attraktiv zu gestalten. Prozesse zur Bergedorfer Innenstadt haben wir bereits angestoßen und begleiten diese. Außerdem wollen wir die öffentlichen Verkehrsverbindungen innerhalb Bergedorfs verbessern und setzen uns für eine bessere Anbindung an das Zentrum ein.

Unser Einsatz in den letzten Jahren hat maßgeblich dazu beigetragen, dass gekoppelt an unsere Zustimmung zum Bau Oberbillwerders Potenzialflächen in den Vier- und Marschlanden gestrichen wurden, um einer weiteren Zersiedelung dieser wertvollen Kulturlandschaft vorzubeugen. Diesen Ansatz wollen wir weiterverfolgen.

 

Wofür wir uns in den kommenden Jahren einsetzen werden:

Bergedorf zum Vorbild solidarischen Wirtschaftens machen! Wir wollen den Erfolg unserer Gesellschaft am Erreichen gemeinsamer Ziele und Zukunftsfähigkeit messen, nicht mehr allein an der Größe des finanziellen Profits. Längst ist erkannt, dass unsere Art zu Wirtschaften in den vergangenen Jahrzehnten dem Gemeinwohl und den nachfolgenden Generationen nicht ausreichend Rechnung getragen hat. Durch das Ausbeuten des Planeten und der Menschen sind Schäden entstanden, für die alle bezahlen, aber die nicht die in Unternehmensbilanzen einfließen. Solidarität, Nachhaltigkeit und Demokratie sind Werte, die wir ins Zentrum unseres Schaffens stellen wollen. Zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, zu denen wir uns verpflichtet haben, ist es dringend nötig, schneller ins Handeln zu kommen. Für diesen Wandel unseres Wirtschaftens ist weltweit einiges in Bewegung geraten und auch Hamburg hat sich bereits auf den Weg gemacht die Gemeinwohl-Bilanz als zusätzliches Bilanzierungsinstrument einzuführen. Durch den Rot-Grünen Koalitionsvertrag von 2020 wurde ein Pilotprojekt gestartet: die Stadtreinigung Hamburg wurde als öffentliches Unternehmen dadurch zum Leuchtturmprojekt und zeigt nun, wie die Neubewertung von unternehmerischem Handeln in Hamburg funktionieren kann. Andernorts, beispielsweise in der Gemeinwohl-Region Kreis Höxter, gibt es bereits umfassende Erfahrung zur systematischen Erhebung der Gemeinwohl-Bilanz für Kommunen. Öffentliche Unternehmen haben ebenso wie Städte und Kommunen eine wichtige Vorbildrolle für die nachhaltige Entwicklung. Wir wollen mit Bergedorf als ein solches Vorbild vorangehen und eine Gemeinwohl-Bilanz des Bezirks auf den Weg bringen.

Wir wollen den Innovationsstandort Bergedorf stärken, der mittlerweile viele Studierende in unseren Bezirk gelockt hat. Mit dem Energiecampus hat Bergedorf einen spannenden Hochschulstandort der HAW hinzugewonnen, wo das Herz des CC4E (die norddeutsche Energiewendekooperation) schlägt. Wir werden uns dafür einsetzen, dass sowohl dieser Standort wie auch weitere prominente Forschungseinrichtungen wie das Thünen-Institut für Holzforschung oder die Sternwarte im Bezirk bleiben, der HAW-Standort der Fakultät Life Sciences in Oberbillwerder realisiert wird und alle Einrichtungen Ansprechpartner*innen für ihre Belange finden.

Die in absehbarer Zeit durch Körber Technologies freiwerdende Fläche soll auf eine Art und Weise entwickelt werden, die verhindert, dass die Neugestaltung sich allein an marktwirtschaftlichen Prinzipien orientiert. Die Entwicklung und langfristige Nutzung des zentral gelegenen Hauni-Areals wollen wir eng begleiten und gemeinsam mit Bürger*innen zukunftsfähig gestalten.

In Bergedorf werden in Zukunft große neue Standorte nicht nur für Hauni, sondern auch für die HAW entstehen. Es soll bei der Überplanung der alten Flächen auch darauf geachtet werden, die bestehenden Gebäude soweit möglich zu erhalten und zu sanieren. Bei zu errichtenden Neubauten sollen nicht mehr genutzte Materialien des Bestands eingesetzt werden (Urban mining). Zudem muss bei der Entwicklung dieser Flächen darauf geachtet werden, dass diese zukünftig auch als Standorte für eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Einrichtungen, von Gastronomie, über Kultur, Bildung, Freizeit, Soziales bis hin zu Arbeitsorten, Gewerbe- und Handwerkerhöfen und Verwaltungseinrichtungen dienen.

Um die Attraktivität bestehender und neuer Wohnviertel zu stärken und die Verkehrswende weiter voranzubringen, fordern wir die Schaffung neuer vernetzter Mobility Hubs, die als Quartiersgaragen dienen und dadurch den öffentlichen Raum von parkenden Autos entlasten, die darüber hinaus aber auch Ladeinfrastruktur für E-Autos, Carsharing-Angebote und Leihlastenräder sowie Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln bieten.

Statt teure Stellplätze für Autos zu bauen, wird es wichtiger, bequem zu erreichende Räume für beispielsweise schwere und große Lastenräder in den Wohngebäuden als auch am Arbeitsplatz rechtzeitig einzuplanen. Ebenso wichtig ist die Schaffung von Räumen zur Fahrradreparatur und von Duschmöglichkeiten.

Die Wohnanlage am Gleisdreieck ist bisher schlecht an die sozio-kulturelle Infrastruktur und Nahversorger angebunden. Wir wollen daher eine direkte Anbindung nach Osten (Neuallermöhe/Oberbillwerder) prüfen.

Um allen Menschen die Teilhabe an städtischem Leben zu ermöglichen, brauchen wir mehr Toiletten in der Stadt. Wir fordern, das Konzept der netten Toilette in Bergedorf umzusetzen. Das bedeutet, dass sich der Bezirk an den Reinigungskosten der Toiletten gastronomischer Betriebe beteiligt, diese dafür ihre Toiletten allen Menschen zur Verfügung stellen. Wir wollen im Rahmen des Konzepts der Changing Places eine inklusive Toilette im Bezirk realisieren.

Wir setzen uns für eine inklusive, gerechte und nachhaltige Sportpolitik ein, die die vielfältigen Bedürfnisse und Interessen unserer Bürger*innen berücksichtigt. Wir glauben fest daran, dass Sport ein bedeutendes soziales Gut ist, das die Gesundheit fördert, den Zusammenhalt stärkt und Integration ermöglicht. Unsere Sportpolitik konzentriert sich auf die Förderung des Breitensports, die Schaffung von Chancengleichheit sowie Nachhaltigkeit. Wir unterstützen Sportvereine, um den Zugang zum Sport für alle - unabhängig von Geschlecht, Alter, Fähigkeiten oder Herkunft - zu gewährleisten. Und wir würdigen und unterstützen das Engagement von Ehrenamtlichen, denn ihre Arbeit in Vereinen und Organisationen ist von unschätzbarem Wert für die Gemeinschaft. Zudem setzen wir uns für nachhaltigen Sport ein, der umweltfreundlich ist. Dies schließt den Einsatz erneuerbarer Energiequellen in Sportstätten und die Förderung von umweltbewusstem Verhalten von Sportveranstaltungen ein.

Im Bezirk gibt es viele Badeseen, die im Sommer zum Planschen und Erholen einladen. Leider kam es in der Vergangenheit auch dort zu tragischen Badeunfällen. Wir wollen gemeinsam mit der Verwaltung und den verschiedenen Vereinen, die sich dort engagieren, eine möglichst umfassende Aufsicht und Beschilderung sicherstellen, um derartige Unglücke künftig zu vermeiden.

Mit der Eröffnung des Körberhauses wurde für die Bergedorfer*innen ein neuer Ort des Zusammenkommens, der Kultur und der Vielfalt zur Verfügung gestellt. Wir haben uns für diese Realisierung eingesetzt und wollen auch künftig dazu beitragen, dass der Ort im Herzen der Stadt im Interesse der Nutzer*innen weiterentwickelt wird. Wir wollen die Kooperation mit dem Altonaer Theater im Körberhaus intensivieren und wollen bezirkliche Projekte enger mit diesem Akteur verzahnen, denn wir sehen großes Potential in der Förderung von Kinder- und Jugendtheater gemeinsam mit dem Altonaer Theater.

Die Unterversorgung von hausärztlichen Praxen und Fachärzt*innen ist ein zunehmendes Problem in den Bergedorfer Stadtteilen. Hierfür ist der Austausch mit der kassenärztlichen Vereinigung ebenso zentral wie die Schaffung von Anreizen zur Niederlassung.

Kreativität in Form kunstvoller Fassadengestaltung gehört für uns zum Grundverständnis lebendiger öffentlicher Räume. Graffiti Projekte, wie sie in anderen Stadtteilen erfolgreich durchgeführt werden, sollen auch in Bergedorf an freien Flächen ermöglicht werden.

Bildende Kunst und Kunst im öffentlichen Raum ist in Bergedorf fester Bestandteil des Stadtbildes und soll weiterentwickelt werden. In neuen Quartieren soll Kunst selbstverständlich mitgedacht werden.

Wir wollen eine vom Bezirk geförderte Kunst & Kultur - Vermittlung. Eine Förderung, die angemessene Honorare für die Vermittlung von Formaten (Workshops, Kurse, Mitmach-Formate) finanziert, würde den Kunstschaffenden und Akteur*innen der Kultur eine Basis bieten, frei ihre Ideen und Erfahrungen mit der Gesellschaft zu teilen. Workshops, die nicht von den Teilnehmer*innen, sondern von dem Bezirk finanziert werden, schaffen mehr Zugang für Menschen, die aus weniger privilegierten Umständen kommen und einen bisher begrenzten Zugang zur Kunst und Kultur haben.

Die freischaffenden Künstler*innen von Bergedorf brauchen subventionierte Arbeitsräume (Atelier / Studio) und Formate, die es gewährleisten, dass sie ihre Kunst zeigen können, ohne in Vorleistung gehen zu müssen. Diese Förderung würde gewährleisten, dass mehr kulturelle Events in Bergedorf stattfinden können und dass die Kunstschaffenden sich in ihrer Praxis vertiefen können, wovon die Gesellschaft profitiert.

Wir wollen im Zuge der Neugestaltung des Frascatiplatzes die Fläche ökologisch aufwerten und neue Nutzungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche schaffen. Ein Erlebnisangebot für junge Menschen wie ein Bauspielplatz oder eine Kletterfläche, insbesondere inklusiv gestaltete Orte, fehlen dem Bezirk bisher.

Wir wollen bezirklichen Formate wie das der Jugendtheatertage und des Musikkantenwettstreits unterstützen und weiterentwickeln.

Wir unterstützen die Umsetzung der Neugestaltung des Sander Marktes und wollen damit die Aufenthaltsqualität erhöhen und im Zuge dessen weitere ökologische Aufwertungen einfordern.

Wir wollen die moderne Entwicklung von Ortskernen in den Vier- und Marschlanden sinnvoll vorantreiben und damit eine weitere Zersiedelung dieser wertvollen Kulturlandschaft verhindern.

In Hamburg wird perspektivisch jede dritte Kirche schließen müssen. Wir möchten gemeinsam mit der Bevölkerung und den Kirchen eine sinnvolle Weiternutzung ermöglichen.

Wir wollen das Stadtteilkulturzentrum Lola stärken und mit den Mitarbeiter*innen zusammen einen Prozess auf den Weg bringen, in dem Stadtteilkultur fester Bestandteil innerstädtischen Lebens wird. Der Prozess der Innenstadtentwicklung ist ohne Kultur für uns nicht denkbar.

Das Bergedorfer Zentrum ist ein wichtiger Bezugspunkt für ganz Bergedorf und die umliegenden Gemeinden. Wir fordern, dass diese Bedeutung durch die Schaffung eines Regionalausschusses für das Bergedorfer Zentrum gewürdigt wird.

 

 

zurück | weiter