110 Jahre Internationaler Frauentag: Was braucht es in Bergedorf?

Kurzfristig war zum Hauptausschuss am 25. Februar eine Aktuelle Stunde zum Thema 110 Jahre Internationaler Frauentag: Was braucht es in Bergedorf? angemeldet worden. Die frauenpolitische Sprecherin unserer Bezirksfraktion Lenka Brodbeck hat darauf mit einer engagierten, kraftvollen Rede (pdf) geantwortet:   Auch in Bergedorf brauchen Frauen vor allem die Politik auf Ihrer Seite!Aber was ist die Politik? Die gewählten Vertreter*innen sind nur eine Spitze eines Eisbergs.

26.02.21 –

Kurzfristig war zum Hauptausschuss am 25. Februar eine Aktuelle Stunde zum Thema 110 Jahre Internationaler Frauentag: Was braucht es in Bergedorf? angemeldet worden. Die frauenpolitische Sprecherin unserer Bezirksfraktion Lenka Brodbeck hat darauf mit einer engagierten, kraftvollen Rede (pdf) geantwortet:  

Auch in Bergedorf brauchen Frauen vor allem die Politik auf Ihrer Seite!

Aber was ist die Politik? Die gewählten Vertreter*innen sind nur eine Spitze eines Eisbergs.Und ein Eisberg, wie bekannt, besteht nur zu 1/8 aus seiner sichtbaren Spitze und zu 7/8 aus einer unter der Wasseroberfläche verborgenen Masse.

Diese verborgene Masse heißt es zu benennen. Denn sie bildet unumstritten die Grundlagen, auf denen jedes demokratische System fußt. Wir können Sie von einer Seite ‚Die Parteien‘ nennen, von der zweiten allgemeine politische Kultur‘ und von der letzten ‚Angebote‘.

Zu den Parteien:

Solange sich die politischen Parteien in Bergedorf nicht alle bis zur letzten dazu bekennen, dass sie Frauen paritätisch auf ihren Kandidatenlisten wählbare Plätze einräumen, wird es in Bergedorf keine Veränderung geben. Politik wird an der Spitze nur dann für Frauen aus Erfahrung, Einsicht, Verständnis und Anteilnahme gemacht, wenn sie von Frau zu Frau gemacht wird. Ansonsten bleiben wir bei dem vorhandenen Muster: Politik für Frauen wird häufig ohne Frauen für Frauen gemacht, aus einer Vorstellung heraus, was Frauen gut tut oder gut tun sollte – also eigentlich als Anmaßung.
Und an dieser Stelle sage ich mutig, allen die sich des Wortes fürchten: Auch ich bin eine Quotenfrau und es ist GUT so!

Zu der Allgemeinen Politischen Kultur:

Wenn junge, unumstritten kompetente Kolleginnen bei der Zusammenarbeit mit Kollegen und auch Kolleginnen so mit unsachgemäßen und auch emotional belastenden Belangen zugeschüttet werden, dass eine fachliche Arbeit nur noch als Kraftakt möglich ist, solange werden wir Frauen verlieren anstatt sie für Politik zu gewinnen. Hier muss sich etwas ändern.

Solange es vorkommt, dass junge Politikerinnen am Anfang der Wahlperiode von einem männlichen Abgeordneten einer anderen Fraktion am Zugang zum Saal der Bezirksversammlung gehindert werden, weil er sich nicht vorstellen kann, dass solche Frauen ‒ wie ich und meine Kollegin ‒ Mitglieder*innen dieses Gremiums sind, haben es Frauen undiskutabel und ungleich schwerer, ihre volle politische Wirkmacht zu entfalten. Oder hinderte jemals eine weibliche Kollegin hier in Bergedorf einen männlichen Kollegen am Zugang zur Sitzung?

Zu den Angeboten:

Zu Zeiten, wo Mütterzentren, Begegnungszentren, Eltern-Kind- Zentren und Seniorentreffs geschlossen und Kindertagesstätten und Schulen so gut wie geschlossen sind, wo statistisch nachweisbar Frauen neben Ihrer Karriere im HomeOffice auch noch HomeSchooling und noch mehr HomeCaring übernehmen, wo die Fälle der häuslichen Gewalt angestiegen sind, brauchen Frauen mehr, als dass über sie zum Frauentag geredet wird. Eltern, Managerinnen, freiberuflich Tätige, Rentnerinnen, Migrantinnen und Studentinnen brauchen daher Angebote, in denen sie darüber reden können, was sie belastet, wie ihr Alltag jetzt aussieht. Dabei müssen die Politiker*innen vor Ort und auch digital vor Ort sein und zuhören UND im zweiten Schritt das gehörte in einen Einsatz umwandeln.

Ich für meine Wenigkeit biete Bergedorfer Frauen am Montag, den 01.03., einen Termin an und freue mich, wenn andere meinem Beispiel folgen.

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