Dolmetscherpool zur Behandlung von psychisch erkrankten Geflüchteten

In der AG Geflüchtete wird immer wieder deutlich, dass die Sprachbarriere zwischen Helfern und Geflüchteten gerade bei sensiblen Themen ein Problem ist. "Deshalb sind wir sehr froh, dass auf Initiative der Rot-Grünen Bürgerschaftsfraktion ein Dolmetscherpool zur Behandlung von psychisch erkrankten Geflüchteten eingerichtet werden soll", so Jan Vlamynck. Antrag Hamburger Integrationsfonds (II): Dolmetscherpool für die psychotherapeutische Behandlung von traumatisierten und psychisch kranken Flüchtlingen

20.10.16 –

Rot-Grüne Initiative zum Integrationsfonds Dolmetscherpool zur Behandlung von psychisch erkrankten Geflüchteten  

Auf Initiative von Rot-Grün soll ein Dolmetscherpool für die psychotherapeutische Behandlung traumatisierter geflüchteter Menschen in Hamburg eingerichtet werden. Neben der Übernahme von Dolmetscherkosten sollen auch die Qualifizierung und Supervision der Fachkräfte gefördert werden. Ein dazu vom Verein „SEGEMI – Seelische Gesundheit Migration und Flucht e.V.“ gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Psychotherapeutenkammer erarbeitetes Projekt soll aus Mitteln des Integrationsfonds mit 200.000 Euro unterstützt werden (siehe Anlage). Damit reagieren die Regierungsfraktionen auf den deutlich gestiegenen Bedarf an qualifizierter Sprachmittlung bei der Behandlung von psychisch erkrankten Geflüchteten.  

Dazu Christiane Blömeke, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Menschen, die in Folge von Krieg, Vertreibung oder Folter traumatisiert sind, brauchen für ihre Genesung zu allererst eine stabile Lebenssituation und dann eine qualifizierte, individuelle Beratung. Bei schweren Verläufen der Traumatisierung brauchen sie selbstverständlich auch professionelle therapeutische Hilfe. Viele der nach Hamburg geflüchteten Menschen sehen sich nach der ersten Phase des Ankommens mit den erschütternden Erlebnissen erneut konfrontiert, weil die seelische Verarbeitung oft erst nach einer gewissen Zeit einsetzt. In dieser Situation wird eine professionelle Unterstützung dringend benötigt und war bislang doch schwer zu organisieren. Denn anders als bei körperlichen Erkrankungen ist die Behandlung von psychischen Leiden ohne eine qualifizierte Übersetzung nicht möglich. Mit dem Dolmetscherpool für die Behandlung von psychisch erkrankten Menschen betritt Hamburg Neuland. Wir schaffen mit dem Pool Entlastung bei der bislang schwierigen Vermittlung und fehlenden Kostenübernahme von Dolmetscherleistungen bei Psychotherapien. Der Verein ‚SEGEMI – Seelische Gesundheit Migration und Flucht e.V.‘ hat mit Unterstützung des PARITÄTISCHEN und der Psychotherapeutenkammer ein überzeugendes Konzept vorgelegt. Ich bin mir sicher, dass der Dolmetscherpool für die betroffenen Menschen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten wird, dass ihre seelischen Schmerzen gelindert werden können und sie dadurch die vielfältigen Anforderungen einer gelingenden Integration leichter schultern werden. Es wird mit der Einrichtung des Dolmetscherpools eine zentrale Anlaufstelle in Hamburg entstehen: für alle therapeutisch tätigen Berufsgruppen in dem Bereich, für die Dolmetscherinnen und Dolmetscher, aber auch für alle Ratsuchenden mit einer entsprechenden Fragestellung. Einmal mehr geht Hamburg bei der Gesundheitsversorgung von Geflüchteten einen entscheidenden Schritt voran.“

Dazu Sylvia Wowretzko, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: „Anders als bei körperlichen Erkrankungen ist bei psychischen Leiden das Thema Sprache ein ganz entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Therapie. Deshalb freue ich mich, dass wir mit unserer Initiative die Einrichtung eines entsprechenden Dolmetscherpools für die Behandlung von psychisch erkrankten Geflüchteten möglich machen können. Der Verein SEGEMI und mit ihm die Kooperationspartner vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Psychotherapeutenkammer leisten hier wichtige Arbeit. Denn ohne Therapie ist es den betroffenen Flüchtlingen oft nicht möglich, Anstrengungen für eine gelingende Integration zu unternehmen.“    

Hintergrund zum Integrationsfonds: Mit dem von der Bürgerschaft auf Initiative von SPD und Grünen beschlossenen Integrationsfonds soll die haupt- und ehrenamtliche Integrationsarbeit gezielt verstärkt und weiter ausgebaut werden. Dieses Förderinstrument wird dabei mithelfen, die Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg im Sinne guter Nachbarschaft voranzutreiben. Die Mittel sollen für Maßnahmen und Zuweisungen, die integrationsfördernde Angebote für Geflüchtete beinhalten, ausgegeben werden. Es stehen sieben Millionen Euro im Haushalt 2016 zur Verfügung. Die Mittel sind übertragbar. Zugleich wurde ein neues Zentrales Programm "Hamburger Integrationsfonds – investiv" mit einem Mittelvolumen von drei Millionen Euro für investive Maßnahmen geschaffen. Damit gibt es ein zusätzliches Förderinstrument, das in der aktuellen Startphase zahlreicher Integrationsprojekte helfen soll, wichtige Projekte zu unterstützen. Das Ziel sind dabei immer dauerhaft tragfähige und nachhaltige Strukturen in den Regelsystemen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Aufgrund der grundlegenden Bedeutung soll die Bürgerschaft solche Förderentscheidungen selbst treffen, um politische Akzente bei der Umsetzung der Integrationspolitik setzen zu können. Der Hamburger Integrationsfonds soll tragfähige Strukturen in den Nachbarschaften unterstützen und die Sozialräume sowie landesweit wichtige oder pilotartige Integrationsprojekte stärken.   

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CS | Geflüchtete | JV